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Mobilität

Wachstumskritik und Sozialabbau

Vandana Shiva (Foto: F. Krakenbuerger)

Wirtschaftswachstum ist nicht, wie oft behauptet, die Basis für den Ausbau des Sozialen. Das hat nicht zuletzt der Kongress "Jenseits des Wachstums?!" am 20. - 22. Mai 2011 in Berlin gezeigt. Die AG genug für alle war an der Vorbereitung des Kongresses aktiv beteiligt. Wir haben uns intensiv in die Auseinandersetzungen um Wachstum und Wachstumskritik eingemischt mit der Einschätzung, dass genug für alle da ist, und zwar auch dann, wenn eine Gesellschaft sich für eine Wirtschaftsweise entscheiden würde, die ökologisch verträglich und dauerhaft möglich wäre. Die AG genug für alle hat sich auch in den folgenden Jahren der wachstumskritischen Debatte zugewandt und versucht das Thema auch innerhalb von Attac stark zu machen, was allerdings nicht immer gelungen ist. Der Kongress „Jenseits des Wachstums?!“ war mit 2.500 Teilnehmenden ein großer Erfolg. Es war gelungen, die Kritik am Wachstumsparadigma und die Suche nach Auswegen auf die politische Agenda zu setzen.

Heute ist Wachstumskritik in der Wissenschaft genauso zu Hause wie in zahlreichen sozialen Bewegungen, hier sei Beispielhaft Degrowth genannt.

Im Folgenden dokumentieren wir die Diskussionsbeiträge aus der Vorbereitung, die so geschrieben sind, dass sie jeweils für sich lesbar bleiben und nicht nur reine Kommentare sind. Unter der Rubrik "Texte" bringen wir Beiträge, die sich aus unserer Sicht außerhalb der tagesaktuellen Debatte mit dem Thema beschäftigen.

Nach dem Kongress: Weiter diskutieren, genauer hinschauen

Der Kongress "Jenseits des Wachstums" war unter den Gesichtspunkten der Beteiligung, der öffentlichen Aufmerksamkeit und der Ansprache neuer Interessierter ein Erfolg. Nicht gelungen ist es, umfassend hinter die öffentlich dominanten Thesen der Wachstumsdiskussion zu schauen. Einfache Dichotomien bestimmten die Debatten, die tatsächlich vielfältig gebrochenen und verästelten Positionen und Widersprüche blieben oft unsichtbar. Es wird darum gehen, zukünftig den Blick stärker darauf zu lenken, meint die Koordinierungsgruppe der AG in ihrem Auswertungstext.

BGE und Degrowth Juni 2014

Beim 4. europäischen Degrowthkongress 2014 in Leipzig wurden auch aus der wachstumskritischen Bewegung deutliche postive Signale in Richtung bge ausgesandt. Nun diskutierten am 19. und 20. Mai beide Bewegungen zwei Tage bei einer Konferenz des europäischen Grundeinkommensnetzwerkes UBIE Hamburg dirket miteinander. Dagmar Paternoga ist von Beginn an eine Protagonstin dieser Annäherung gewesen und hat in Hamburg in der Eröffnungsrede begründet, warum dies Projekt unausweichlich ist. Hier sind auch zahlreiche weitere Videos zum Thema vorhanden.

Eröffnungsrede von Dagmar Paternoga "für das recht auf Teilhabe durch ein globales Grundeinkommen" 

Statt Verdammung „falscher" Bedürfnisse: Demokratische Debatte über Inhalt und Gestalt der Produktion Werner Rätz/Doris Meisterernst/Dagmar Paternoga (Attac AG Genug für Alle): In Werner Rätz, Tanja von Egan-Krieger, Barbara Muraca, u.a. (Hrsg.) Ausgewachsen! Ökologische Gerechtigkeit, Soziale Rechte, Gutes Leben

Es gibt keine falschen Bedürfnisse!Dieser Satz mag erstaunen, zumal als erster eines Artikels in einem Buch zur Wachstumskritik. Wem fiele nicht Herrn Ackermanns Bedürfnis nach  25% Rendite oder das der aggressiven Kleinbürgerin nach einer Art gepanzertem Geländewagen ein? Zweifellos gibt es also Bedürfnisse, deren Befriedigung gesellschaftlich schädliche Wirkungen hervorbringt.Und davor dürfen und sollen sich Gesellschaften schützen. Aber wir bestehen darauf, dass dies in offenen, öffentlichen und politischen Prozessen geschehen muss. Es kann nicht sein, dass die einen Individuen entscheiden, was die anderen für Bedürfnisse haben dürfen. Und damit sind wir im Zentrum der Frage, wie man in eine Postwachstumsgesellschaft kommen könnte.Die Welt hält den bisherigen Verbrauch an (fossiler) Energie und Naturressourcen nicht mehr aus, rasche und umfassende Schrumpfung ist angesagt. Gleichzeitig leben trotz des nie dagewesenen weltweiten Reichtums mehr Menschen denn je in Armut. Schrumpfung muss also auch von Umverteilung begleitet sein.

Das Buch im download

Fritz Reheis: Kurzer Kommentar zu „Statt Verdammung ´falscher´ Bedürfnisse…“ (Werner Rätz u. a.) Replik auf: Werner Rätz/Doris Meisterernst/Dagmar Paternoga. Statt Verdammung „falscher" Bedürfnisse: Demokratische Debatte über Inhalt und Gestalt der Produktion.

Bonn Dezember 2019
Volle Zustimmung: Der Fokus unserer Kritik an der herrschenden Form der Globalisierung nach kapitalistischen Imperativen muss auf eine demokratische Debatte über Inhalt und Gestalt der Produktion zielen. Die Produktion geht dem Konsum logisch und historisch voraus, nicht umgekehrt, wie es die Ideologie der Konsumentensouveränität als zentrale Ideologie der Marktwirtschaft behauptet. Kennzeichen der kapitalistischen Form der Marktwirtschaft ist es, dass auch die Produktion eine logische und historische Voraussetzung hat: die Akkumulation des Kapitals, das Zwangsgesetz dieser Art der Vergesellschaftung. Die geforderte demokratische Debatte muss sich um die Frage drehen, welche anthropologische Aufgabe das menschliche Wirtschaften eigentlich hat (Befriedigung des Bedarfs/der Bedürfnisse und Einbringung der Fähigkeiten), und vor diesem Hintergrund die völlige Untauglichkeit der kapitalistischen Organisation von Wirtschaft offenbar werden lassen. Die Beispiele im Papier könnten noch weiter ergänzt werden: gezielter Verschleiß, gezielte Produktion von Risiken und Risikoversicherungen, Finanzindustrie usw. (...)

Dennoch gehört auch der Diskurs über Bedürfnisse zur antikapitalistisch-globalisierungskritischen Bildungsarbeit, zum Beispiel von Attac.  ganzer Artikel

Werner Rätz/Doris Meisterernst/Dagmar Paternoga. Statt Verdammung „falscher" Bedürfnisse: Demokratische Debatte über Inhalt und Gestalt der Produktion.

Buch im download

Buchbesprechung: Fritz Reheis. Die Resonanzstrategie. Warum wir Nachhaltigkeit neu denken müssen

Bonn 03.07.2019 Buchbesprechung von Werner Rätz

Heute mal eine Buchbesprechung, die nicht direkt von einem Grundeinkommen gedacht wird. Aber Werner Rätz zeigt anschaulich warum dieses Buch lesenswert ist und nicht zuletzt mit seinem Blick auf eine zukünftige Welt, doch mit unserer der AG Sichtweise doch so nah ist.

Resonanzstrategie ist keines der Themen, mit denen ich mich bisher intensiv auseinandergesetzt habe. Dass ich jetzt also dieses Buch bespreche, liegt daran, dass Fritz Reheis mich direkt darauf angesprochen hat. Ich spreche also, was die umfassende literarische und wissenschaftliche Bearbeitung des Themas Resonanz angeht, als ziemlicher Laie. Aber auch für einen solchen ist leicht nachvollziehbar, dass alles Tun und Geschehen Resonanzen auslöst und Nachhaltigkeit nur sinnvoll gedacht werden kann, wenn man das bedenkt und berücksichtigt.

Nachhaltigkeit wiederum ist eines der Themen, das in meiner Beschäftigung mit Fragen der sogenannten Entwicklungspolitik ebenso wie solchen der Wachstumskritik eine wichtige Rolle spielt. Mein Blick auf das Buch ist somit einer, der mehr auf den zweiten Teil des Titels gerichtet istals auf den ersten. Ich beschränke mich folglich bezüglich der Resonanzstrategie auf zwei Bemerkungen. Erstens hatte ich als thematisch wenig erfahrener Leser den Eindruck, zu verstehen, was der Autor sagen will.  Sprache, Aufbau der Argumentation und die Abfolge der Darstellung sind so, dass man gut folgen kann.

Zweitens muss Reheis' Zeitbegriff kurz erläutert werden, da er für seine weitere Argumentation zentral ist. Besprechung

Kein persönlicher Verzicht

Auf dem Kongress "Jenseits des Wachstums?!" hat Werner Rätz im Podium über "Basisdemokratisches Postwachstum" versucht, deutlich zu machen, warum der kapitalistische Wachstumszwang durch individuelles Verhalten nicht beeinträchtigt, sondern nur strukturell beseitigt werden kann. Dieser Redebeitrag ist als Video und ist auch als pfd zusammen mit einer kurzen Einschäzung des Kongresses nachzulesen.

(Individuelle) Konsumkritik?

Immer wieder taucht die Frage auf, ob und inwieweit Konsumkritik zentraler Bestandteil der Wachstumskritik sein muss. Neben sehr weitgehender Einigkeit, dass die soziale und die ökologische Frage nicht getrennt betrachtet werden können, gibt es doch deutliche Differenzen darüber, welche Rolle dem individuellen Konsum zukommt und wie dort am ehesten eingegriffen werden kann. Bruno Kern betont die Notwendigkeit einer Kritik des Konsumismus, Kris Kunst (beide aus der Mainzer Attac-Gruppe) streicht ergänzend dazu heraus, dass auch regulatorische Eingriffe von zentraler Ebene her notwendig sind.

Soziale Sicherheit und Schrumpfung

Nicht die Individuen und ihre angeblich grenzenlosen Bedürfnisse seien verantwortlich für ökologische Zerstörung und Klimawandel, sondern die kollektive Organisation von Produktion und Verteilung im Kapitalismus. Deshalb müsse diese kritisiert und verändert werden und nicht die individuelle Moral, argumentiert Werner Rätz. Beitrag

Antikapitalismus mit zwei Beinen

Die innerkapitalistische Notwendigkeit, aus Geld mehr Geld zu machen, zerstöre nicht nur die sozialen, sondern auch die ökologischen Lebensperspektiven. Dagegen sei die Auseinandersetzung um das Grundeinkommen mit einer erweiterten Perspektive und zugleich mit dem Aufbau einer Solidarischen Ökonomie der Selbstverwaltung und der zwischenbetrieblichen Kooperation wiederaufzunehmen, meint Andreas Exner.

Zinsen?

Helmutz Creutz hat uns zwei Texte geschickt, die sich aus einer Sicht mit den hier diskutierten Themen befassen, die für unsere AG ungewöhnlich ist. Die Zinskritik, von der Helmut als Grundübel ausgeht, wird in Attac im Allgemeinen und auch speziell in unserer AG nicht geteilt. Sie ist auch kein Thema, mit dem wir uns aktuell auseinandersetzen. Dennoch dokumentieren wir selbstverständlich Helmuts Texte zum Grundeinkommen und Kapitaleinkünften ebenso wie zur monetären Kettenreaktionen

BGE Wachstumsmotor?

Ein hohes bedingungsloses Grundeinkommen, wie es u. a. die AG genug für alle vertritt, führe zu einem höheren Konsum und sei deshalb ein Wachstumsmotor, argumentiert Eckhard Stratmann-Mertens. Werner Rätz hält dagegen, dass ein bge um so mehr wachstumsdämpfende Wirkung habe, je höher es sei, weil die damit verbundene Umverteilug Geld aus den Investitionen in den Konsum verlagere.

Erste Debatten zum Kongress

Hier dokumetieren wir neben unserer eigenen ersten Intervention zwei Texte aus der Vorbereitung des Kongresses, die userer Meinung nach beide noch einem Ansatz folgen, der letztlich doch einen Konflikt zwischen Wachstum und sozialer Sicherung unterstellt. Obwohl es begrenzte Ressourcen gibt, ein Genug für alle immer also auch heißt, dass nicht jedeR kann von allem unbegrenzt haben kann, sondern nur so viel, dass es ihr/m genug ist, bedeutet das keinen Widerspruch zwischen Ökologie und Sozialem. Soziale Gerechtigkeit umfasst die gesellschaftlich und demokratisch auch unter ökologischen Gesichtspunkten diskutierte Entscheidung, was wir produzieren wollen und wie. Das wird im Kapitalismus letztlich nicht möglich sein.

Genug für alle - auch ohne Wachstum
Mainzer Thesen gegen Wachstum
Kontroversen Wachstumskongress

Gesellschaftliche Arbeitsverhältnisse, individuelle Arbeitszeit, Grundeinkommen und Wachstumsrücknahme

UBIE Konferenz „Grundeinkommen und Degrowth“ - 19./20. Mai 2016, Hamburg

Workshop „Gesellschaftliche Arbeitsverhältnisse, individuelle Arbeitszeit, Grundeinkommen und Wachstumsrücknahme“ - Input Werner Rätz

Um in unser Thema hineinzukommen, ist zu Beginn ein kleiner Ausflug in die politische Ökonomie notwendig. Das ist didaktisch nicht ganz optimal, aber da das dies hier ein Workshop ist, also etwas mit Arbeit zu tun hat, mag es angehen.

1. Im Kapitalismus produziert in der Regel niemand Güter und Dienstleistungen, weil er oder sie diese selbst benötigt. Der Hosenproduzent friert nicht, die Taxifahrerin will nicht von A nach B und die Aktien des Rüstungsbetriebs gehören keiner Gruppe von Auftragsmördern. Wer im Kapitalismus in die Produktion von was auch immer investiert, tut dies, weil damit zu rechnen ist, dass die Produkte verkauft werden können und am Ende mehr Geld in der Kasse ist, als zu Beginn in das Geschäft hineingesteckt wurde. Nicht die Versorgung der Menschen mit Gütern und Dienstleistungen ist das Motiv für die Investition, sondern der zu erwartende Gewinn. >>

Demokratische Debatte über Inhalt und Gestalt der Produktion

Zwei spiegelbildliche Positionen behaupten tendenziell einen Widerspruch zwischen ökologischer und sozialer Frage. Wer die sozialen Ungerechtigkeiten in den Vordergrund stellt, betont die Möglichkeiten und Potenziale eines "ökologsichen Wirtschaftswunders" (Franz Alt). Wer Klimawandel und Raubbau an den natürlichen Ressourcen für sehr weit forgeschritten hält, wird die "Umweltschutzfrage in der Debatte um Gerechtigkeit für den Miesmacher" (Greenpeace) halten. Die AG genug für alle betont demgegenüber die Notwendigkeit, alle Krisendebatten und -phänome zusammen zu denken. Doris Meisterernst umreißt den bisherigen Stand unserer Überlegungen. Demokratische Debatte

Der Kapitalismus verwandelt allen Reichtum in Kapital

Bereits Rosa Luxemburg hatte darauf hingewiesen, dass die kapitalistische Mehrwertproduktion nicht problemlos vonstatten geht. Was so einfach klingt - stelle Leute ein, beschaffe Produktionsmittel, lass die Leute diese bearbeiten und zu neuen Produkten formen und sorge dafür, dass diese und ihr Verkaufserlös dir gehören - stößt auf eine fatale Schwierigkeit: Es muss tatsächlich jemand da sein, der die neu geschaffenen Produkte und Werte kaufen kann. Damit das gelingt, verwandelt der Kapitalismus alle Formen des gesellschaftlichen Reichtums in Kapital. Diese kapitalistische Landnahme stärkt nicht nur Wachstumszwänge, sie schließt Menschen auch vom Gebrauch der für sie notwendigen Güter aus.

Der Traum von einem guten Leben für alle

Angesichts der weltweiten Krise und angesichts des Klimawandels bereitet Attac  für Mai 2011 einen sog. „Wachstumskongress“  vor. Im Vorfeld soll ein Buch zum Thema erscheinen, indem die verschiedensten bei Attac und in der Ökologiebewegung vorherrschenden Strömungen ihre Beiträge einbringen. Einige Überlegungen von Dagmar Paternoga mehr

Wie wir am Wachstum scheitern

Andreas Exner, Chrsitian Lauck, Konstantin Kulterer, Die Grenzen des Kapitalismus. Wie wir am Wachstum scheitern, Wien 2008 exner_lauck_kulterer

Bye bye Zinskritik…

Andreas Exner und Stephanie Grohmann schreiben in den Streifzügen Nr. 33 vom 1. März 2005"über die Grenzen der Tauschkreise und den Unsinn der Freiwirtschaft". Wir dokumentieren das hier, weil es verschiedene inhaltliche Nachfragen wegen der Kritik an Helmut Creutz' Texten gab. Wir werden diese Debatte ansonsten hier nicht weiterführen.